Guild Wars 2 wird keine monatlichen Gebühren kosten. Guild Wars 2 will aber auch kein Free2play-MMORPG sein. Guild Wars 2 muss erst einmal für rund 50 Euro gekauft werden. Guild Wars 2 wird euch dennoch mit einem Ingame-Shop in Versuchung führen, hart verdiente Euro auszugeben. Aber was werdet ihr überhaupt für welche der unzähligen Währungen Tyrias kaufen dürfen? Wird es spielendscheidende Vorteile nur gegen Bares geben? Benny hat in einer Grafik zum Währungskreislauf alles Wissenswerte zum Echtgeld, Gems und Gold, Karma, Ruhm und Einfluss zusammengetragen. Übersichtlich. Einfach verständlich.
Mit dem Fall der NDA (Verschwiegenheitserklärung der Tester) für das vergangene Beta-Wochenende für Vorkäufer durfte frei über den Ingame-Shop in Guild Wars 2 berichtet und diskutiert werden. Die Gemüter erhitzten sich schnell. Und wie zu erwarten war, gab es vor allem kritische Stimmen, die ihrer Meinung nach zu starke Vorteile für zahlungswillige Spieler anprangerten. Wer mit Ingame-Shops und Free2play-Spielen grundsätzlich nichts anfangen kann, wird wohl auch mit Guild Wars 2 nicht warm werden. Aber wie schlimm ist der vorgestellte Ingame-Shop wirklich?
Um den Einfluss des Echtgeldes auf die Ökonomie eines Servers und vor allem die Chancengleichheit für zahlende Spieler und Shop-Abstinenzler kommentieren zu können, müssen wir erst einmal verstehen, welche Dinge ihr eurem Charakter mit welcher Währung spendieren könnt.
Kupfer, Silber und Gold
Dreh und Angelpunkt der Wirtschaft ist Tyrias Standardwährung: Kupfer, Silber und Gold sind des Händlers beste Freunde. Ihr verdient euch während der dynamischen Events, über die persönliche Geschichte, in Verliesen – den Gruppen-Instanzen in Guild Wars 2 – und während der Server-Schlachten im WvWvW das nötige Kleingeld. Hiervon zahlt ihr eure Rechnungen für Rüstungsreparaturen und Schnellreisen über die in der ganzen Welt verteilten Wegpunkte. Außerdem bieten NSC-Käufmänner in allen größeren Orten ihre Ware gegen ein paar Kupfer- oder Silberstückchen feil. Hierzu gehört Nippes und Nahrung ebenso wie Handwerkswaren und Rüstungsgegenstände, die nur dann an euren Charakter gebunden werden, wenn ihr sie tatsächlich anlegt – kurz BoE-Items (engl. für bind on equip). Auch Spieler handeln untereinander diese ungebundenen Gegenstände, die sie während ihrer Abenteuer gefunden haben, über den Marktplatz mit anderen Spielern. Natürlich wieder gegen Gold.
Einfluss und Gildenaktivitäten
Seid ihr in einer eigenen Gilde organisiert und habt das nötige Ingame-Geld über, tauscht ihr zudem hart verdientes Gold gegen Einfluss-Punkte. Diese besondere Währung kann nur innerhalb einer Gilde genutzt werden, um nach und nach besondere Boni wie eine eigene Gildenbank oder verschiedene Ränge in den Kategorien Politik, Kriegskunst und Wirtschaft freizuschalten. Höhere Ränge ermöglichen es euch, zeitlich begrenzte Boni für alle Mitglieder der Gilde zu aktivieren. Beispielsweise erhöht ihr den Erfahrungspunkte-Gewinn im PvE oder den Zuwachs des Einflusses durch Gildenaktivitäten. Denn Einfluss lässt sich nicht nur in den Hauptstädten kaufen, sondern wird vorrangig von Gildenmitgliedern erspielt. Alle Gildenaktivitäten bringen Einfluss. Gemeinsam macht’s gleich noch mehr Spaß.
Handwerk, Sammelberufe und Verwertung
Keine Währung im eigentlichen Sinne sind die Handwerksressourcen. Indem ihr in der offenen Spielwelt nach Erzadern, Pflanzenbeständen, Tierhäuten (meist noch fest verbunden mit einem lebenden Tier) und mehr Ausschau haltet, mehrt ihr euren Bestand an Handwerksressourcen. Diese tauscht ihr entweder gegen Gold beim Händler oder über den Marktplatz mit anderen Spielern. Natürlich könnt ihr auch selbst Handwerksgesellen werden und Gegenstände nach eurem Geschmack fertigen. Diese haben eines gemein: Sie sind handelbar, also nach der Herstellung nicht an den Charakter gebunden. Gefertigte sowie alle weiteren ungebundenen Gegenstände, die ihr erbeutet habt, könnt ihr in deren Grundkomponenten zerlegen, um auf diese Weise wieder an Handwerkswaren zu kommen. Ihr seid somit nicht ausschließlich auf Sammelberufe festgelegt.
Der Ingame-Shop – Echtgeld und Gems
Guild Wars 2 bietet mit dem Ingame-Shop eine Möglichkeit, echtes Geld in sogenannte Gems zu investieren. Euro sind die einzige Quelle, über die die spezielle Shop-Währung in den Wirtschaftskreislauf des Spiels kommt. Dies bedeutet aber nicht, dass ihr selbst ausschließlich mit gezückter Kreditkarte an diese Gems gelangen könnt. Es steht jedem Spieler frei, seine bezahlten Gems anderen Spielern zum Kauf anzubieten. Hierzu legt der Gem-Besitzer fest, wie viel Kupfer, Silber, Gold er für einen Gem möchte und wie viele er bereit ist, abzugeben. Anderen, möglicherweise gemlosen Spielern ist es ebenfalls möglich, einen Gold-Betrag anzugeben, zu dem sie Gems ankaufen würden. So legt sich mit der Zeit ein spielinterner Goldpreis für die Gems fest. Dessen Verlauf wird als Börsenkurs dargestellt, sodass ihr einen Überblick über die Preisentwicklung erhaltet.
Entscheidende Auswirkung auf den Goldwert hat dies aller Voraussicht nach wohl nicht. Eine Inflation, wie sie den azerothischen Markt aufgrund dubioser Gold-Seller immer wieder heimgesucht hat, ist nicht zu befürchten. Eine Rezension ebenfalls nicht. Warum das? Weil Gems nicht mehr Währung in den Markt hineinspülen oder herausziehen. Es ist ein Tauschgeschäft unter Spielern, bei dem der Goldgegenwert weder steigt noch sinkt – das Gold bleibt grundsätzlich erhalten.
Welchen Grund gibt es dann, zur Kreditkarte zu greifen oder über den Tauschhandel mit Gold nachzudenken? Nur mit Gems könnt ihr die besondere Shop-Ware kaufen. Auf diese Weise werden die Gem-Bestände nach und nach wieder aus dem Markt genommen. Shop-exklusive Ware können Sammel-Minifigürchen der Kreaturen Tyrias sein, oder eine zeitbegrenzte Erfahrungspunkte-Erhöhung. Oder ihr ersteht ein Set zufälliger Färbemittel für eure Rüstung. Diese könnt ihr allerdings auch im Spiel selbst entdecken – nur wesentlich zeitaufwendiger. Die derzeit angebotenen Shop-Waren fallen unter kosmetische Individualisierung, Sammelwahn oder Zeitersparnis.
Spielentscheidende Vorteile gibt es nicht. Zumindest für den kompetitiven Bereich. Zwar finden sich in der normalen Beute verschlossene Truhen, die ausschließlich mit Shop-Schlüssel geöffnet werden können. Die darin enthaltenen Boni wie kurzzeitige Schadenserhöhung sind allerdings ausschließlich auf die PvE-Gebiete beschränkt. Grenzwertig? Wobei auch die Aufstockung des Inventarplatzes für einige Spieler durchaus als spielentscheidend gelten könnte – obwohl auch dies nur eine Zeitersparnis ist. Eine weitere Ausnahme gibt es allerdings doch noch.
Karma, Marken und Ruhm
Mit einem Blick auf unsere Informationsgrafik zum Währungskreislauf ist euch sicherlich aufgefallen, dass drei Währungen nicht im direkten oder indirekten Austausch mit den kostenpflichtigen Gems stehen. Dies sind Ruhm, den ihr im strukturierten PvP verdient, Marken, die ihr in den Gruppen-Verliesen erbeutet, und Karma, das ihr während der dynamischen Events, der persönlichen Geschichte und im WvWvW einsackt.
Die verantwortlichen Designer ArenaNets beteuerten seit der ersten Ankündigung des Ingame-Shops, dass dieser keine spielentscheidenden Vorteile bieten wird. Und in MMORPGs äußern sich Vorteile für die meisten Spieler in höherer Ausrüstungsqualität – macht’s mehr Bumms, ist’s ein Vorteil.
In Guild Wars 2 werdet ihr besonders hochwertige Ausrüstung und Verbesserungen ausschließlich über die Währungen Ruhm, Marken und Karma kaufen können. Wie bereits festgestellt, kommen Gems mit diesen nicht in den Austausch. Allerdings bietet der Ingame-Shop einen zeitbegrenzten Karma-Boost, der bei Verwendung für eine Stunde jegliches gewonnene Karma um satte 50 Prozent erhöht. In wie weit Karma-Belohnungen mit der Ausstattung durch Ruhmes-Punkte und Marken mithalten können, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Zudem werden diese Gegenstände keinem Spieler vorenthalten – auch hier ist die Zeitersparnis der entscheidende Faktor.
Fazit
Der Währungskreislauf in Guild Wars 2 besteht genaugenommen aus zwei voneinander getrennten Systemen: Während der mit Echtgeld und Gems hantierende Kreislauf vor allem temporäre Vorteile und Zeitersparnis bringt, bleibt der tatsächlich kompetitive Bereich um Ruhm, Marken und Karma von finanzstarken Spielern nahezu unberührt.
Ja, Guild Wars 2 wird einen Ingame-Shop anbieten. Dieser bleibt optional. Einschnitte muss man als Shop-Boykottierer dennoch in Kauf nehmen. Wer zusätzlichen Inventarplatz als zu große Gängelung sieht, hat die Möglichkeit, über Ingame-Handel die Kauf-Steinchen zu erspielen.
Ich hoffe, dass ArenaNet keine bösen Überraschungen für zukünftige Shop-Erweiterungen in petto hat. Ich habe und werde wohl nie in einem Ingame-Shop einkaufen. Das haben weder Mini-Haustiere in WoW noch Arbeitserleichterungen in Der Herr der Ringe Online oder Age of Conan geschafft – GW2 darf sich da bitte mit einreihen.